vorindustrielle Drehwürmer

Bewegung macht mehr Spaß als keine Bewegung | Kunst + Technik

vorindustrielle Drehwürmer
oder, wie man durch fußtritte Luft quirlt

Eine Projektwoche zum Thema Kunst + Technik
mit Schülern einer 7. Klasse
Hector Peterson Schule | Berlin-Kreuzberg

April 2011

gefördert vom
Kulturamt Köpenick durch Mittel des
projektfonds kulturelle bildung berlin

Die Klasse 9A4 ist noch nicht ganz vollständig, die anwesenden helfen uns dabei, den Raum im Pavillon im obersten Stock mit unserem Material zu füllen.
Der Kurs beginnt spielerisch. Anhand unserer Sammlung von kinetischen Spielzeugen und Hauhaltsgeräten (wie flotte Lotte, Quirl und Pommespresse) untersuchen wir physikalische Grundregeln und einfache Gesetze der Mechanik. Jojo und Dreul führen schon mal das Schwungrad vor, der Schwebevogel demonstriert die Rolle der Gewichtsverteilung. Die Klasse ist sehr konzentriert und aufmerksam dabei.
Begriffe wie Reibung, die Erklärung des Fahrrades, auch die Umsetzung der Geschwindigkeit wird aus den Reihen der Schüler gut erklärt. Immer fragt einer: bauen wir so was auch ?
Nachdem genug gedacht und geredet wurde – über Hebel und Fliehkraft, Gewicht und Impuls, wird eine Weile ebenso engagiert mit all dem gespielt – mit Kreisel und Propeller, Aufziehspinne, Ziehkäfer und Gyroskop.
Die Tagebucharbeit beginnt mit dem langen Titel, auch das wird willig, wenn auch nicht gerade leidenschaftlich ausgeführt. Wir sind schon mittendrin.
Was könnte das sein, was wir bauen wollen ?
was ist vorindustriell, wer hat einen Drehwurm ?
Welche Arbeiten macht Ihr selbst, welche gibt es hier heute nicht mehr, aber vielleicht noch anderswo ...Das Gespräch ist vielseitig und ein guter Start.

Die Praxis beginnt nach der Pause mit dem Bau kleiner Exzenter. Ein Papprad und Schaschlikspieße; Hammer und Nagel, Bohrer, Kombizange und Heißkleber sind die ersten Werkzeuge. Ein Kleines Rad bewegt durch seine Drehung einen seitlich montierten Strohhalm hin und her. Manche kennen das von Bildern alter Lokomotiven. Die fertigen Objekte können und sollen weitergebaut und bemalt werden. Wir regen die Schüler an, die Funktionen weiterzudenken, etwas Neues, anderes damit zu machen – die eine Gruppe verbindet Ihre Geräte miteinander zum Auto, ein paar Turmgestelle entstehen.
Alle sind bei der Sache, manche sind allerdings schnell fertig und wollen wissen, wozu das gut ist, aber ob das überhaupt gut ist, müssen sie selber entscheiden. Spieltrieb und altersbedingte Skepsis halten sich die Waage. Um später Spiralen daraus herzustellen, lassen wir auch paar Ballons mit Nassklebeband bekleben. Das ist bald ein Desaster, weil ganz plötzlich alle Ballons platzen, sobald man sie ansieht, eine erstaunliche Materialermüdung macht sich breit, begleitet von unendlichem Gekicher – wir haben am Ende nur 5 brauchbare Ergebnisse, aber immerhin.. es dauert, bis sich jemand zum Fegen findet, es sind zwei Mädchen.